Sattelunterlagen – Funktion & Wirkung
Den Pferderücken schützen
Filz-, Lammfell, oder Funktionspad mit Tauschmaterialien | Eine wichtige Funktion eines Sattels besteht darin, den Pferderücken, und da besonders die Wirbelsäule und die beidseitig davon verlaufenden Rückenmuskelstränge vor unangenehmen, punktuellen, störenden oder bewegungshemmenden Belastungen durch den Reiter zu schützen. Dieser Bereich ist für die lockere und dynamische Laufbewegung eines Pferdes maßgeblich. Damit das freie Muskelspiel von An- und Abspannung störungsfrei funktionieren kann, darf aber auch vom Sattel und seiner Auflagefläche keine solche Störung ausgehen. Zwischen Sattelbaum und Pferderücken sollte deshalb in jedem Fall eine bestimmte Form von Polsterung vorhanden sein.
Englisch-Sattel – Westernsattel, zwei ganz unterschiedliche Sattelsysteme
Bei konventionellen „englischen“ Sattelsystemen (Sportsättel wie Spring- Dressur- oder Vielseitigkeitssattel) oder bei Barock- oder den meisten Trachtensätteln ist eine solche Polsterung direkt mit dem Sattelbaum verbunden. Zur individuellen Anpassung muss solch eine Polsterung deshalb bedarfsweise angepasst oder „nachgepolstert“ werden.
Westernsättel unterscheiden sich grundlegend von diesem Funktionskonzept, dies wird oft auch von Fachleuten nicht beachtet und kann zu gravierenden Fehlinformationen und Fehlentscheidungen führen. Seine Lastverteilung, seine Lage auf dem Pferderücken, sein äußeres Erscheinungsbild, all diese Punkte bedürfen einer individuellen und seiner anderen Funktion entsprechenden Betrachtung. Der gravierendste Unterschied besteht aber darin, dass er keine funktional ausreichende Polsterung am Sattel selbst besitzt. Ein Westernsattel muss deshalb immer als funktionale Einheit mit einer Sattelunterlage, einer Satteldecke oder einem Sattelpad betrachtet und bewertet werden.
Zwar hat er an seiner Unterseite in der Regel ein Flies entweder naturgewachsenes Schafsfell oder ein Kunststoffflies in Schafsfelloptik verbaut, dessen Hauptfunktion besteht aber darin, zu verhindern, dass die Sattelunterlage verrutscht. Gewachsenes, nicht zu kurz geschorenes Schafsfell hat zwar auch eine geringe Polstereigenschaft, die reicht aber allein nicht aus. Bei der Verwendung des Westernsattels ist also immer eine Sattelunterlage zu verwenden.
Messungen haben es eindeutig gezeigt:
In jahrelangen Messungen mit dem Digital-wireless-Medilogic-Messpad (Druckverteilung Newton pro cm) in der Bewegung hat Peter Kreinberg festgestellt, dass die Sattelunterlage, also das Westernpad, entscheidend dafür ist, wie ein gut angepasster Baum auf dem Rücken des Pferdes liegt, wie die Druckverteilung stattfindet und wie das Klima der Sattellage beeinflusst wird. Die individuelle Bewertung und Auswahl einer funktionalen Sattelunterlage ist beim Westernsattel deshalb von ebenso großer Bedeutung wie die Beurteilung des Sattels selbst.
Wie dick sollte die Sattelunterlage sein?
A. Stärke oder Dicke der Unterlage – wie dick soll das Pad sein?
In Kombination mit einem naturgewachsenen ca. 2,5 cm langen Schafswoll-Flies kann eine doppelt gelegte Satteldecke oder ein ca. 2 cm dickes Filzpad ausreichend sein. Bei Kunstflies, das sich mit der Zeit noch etwas glättet, sollte man zwischen 2 und 4 cm Dicke Unterlagen einplanen.
Bei einem Pferd mit hohem, spitzen Widerrist wird ein Pad wegen des engen Winkels durch Gurtungszug und Reitergewicht stark gepresst. Hier ist darauf zu achten, nicht zu dicke Pads zu verwenden, damit es nicht zu Druckpunkten kommt. Bei runden Pferderücken sollte man beachten, eine Unterlage mit einer gewissen Eigenstatik zu verwenden, da Unterlage und Sattel auf solchen Rücken leicht verrutschen.
B. Welche Form soll die Sattelunterlage haben?
Ob Viereckig, Oval, groß oder klein ist letztlich Geschmacksache. Wichtig ist, dass eine Sattelunterlage sich der konkaven, dreidimensionalen Rückenform anpasst. Sie sollten entweder schon in der Herstellung in entsprechender Form zugeschnitten sein oder“ sich nach einer „Einreitzeit“ „setzen“ und sich somit anpassen. Je weniger Rückenfläche eine Sattelunterlage abdeckt, desto weniger Schweißbildung und Aufheizung des Rückens findet statt. Lange Sattelunterlagen auf kürzeren Pferderücken können im Lendenmuskelbereich durch die Hüftbewegung zu Haarbruch führen, dies ist besonders im Winterhaar der Fall, da dieses leichter bricht. In gravierenden Fällen könnte es zu Hautentzündungen kommen, wenn entsprechende Tendenzen nicht rechtzeitig erkannt und abgestellt werden.
Unterschiedliche Materialien haben verschieden Funktionen
Bei intensivem Training, langen Gelände-, Wander- oder Distanzritten sollte man darauf achten, dass der Pferderücken nicht zu stark aufheizt und somit eine Überhitzung und extreme Schweißbildung stattfindet. Unterschiedliche Materialien haben diesbezüglich ganz verschiedene Eigenschaften.
Kunststoffe wie Neopren oder ähnlich Materialien mögen zwar gut zu säubern sein, sie sind aber Schweiß- und Luftundurchlässig und kaum atmungsaktiv. Natur-Werkstoffe wie Schafsfell, Naturfilz oder Wollmaterialien haben diesbezüglich bessere Eigenschaften. Auch der Grad der Stoßdämpfung sollte beachtet werden. Nicht zu hart, nicht zu weich und federnd, diese Kriterien sollte man beachten.
Manche Pferde haben so viel Rückenbewegung, dass eine Sattelunterlage häufig verrutscht. In solchen Fällen haben sich Pads mit einer rutschhemmenden oberen Beschichtung für mehr Haftung zwischen Sattel und Pad bewährt.
Das Optimum - Individuelle Anpassung durch Einschub-Technik
Pferde verändern ihre Sattellage ständig. Das ist abhängig von ganz verschiedenen Faktoren. Da beim Westernsattel nicht „nachgepolstert“ werden kann, wie das bei Sportsätteln üblich ist, entsteht eine Paßform-Problematik. Manche Pferdebesitzer haben deshalb bei einem Pferd schon zwei, drei oder vier Sättel gekauft, um auf die Veränderungen zu reagieren. Solch eine gewaltige Geldausgabe ist in der Regel bei guter Beratung, richtiger Sattelwahl und etwas Eigeninitiative und eigener Entscheidungsbereitschaft gar nicht nötig. Die Lösung, ein Angleichen oder Ausgleichen mit einer Sattelunterlage. Bei guter Voraussicht muss man nicht einmal bei jeder Veränderung des Pferdes ein neues Pad kaufen.
Die Lösung: ein Pad mit Variationsmöglichkeiten!
Bietet das Sattelpad entsprechende funktionale Voraussetzungen, so kann man entweder mit Hilfe einer Beratung oder wenn man sich selbst hat schulen lassen mit Eigenentscheidung eine passende Einschubvariante wählen. Unterschiedliche Stärken, Materialeigenschaften und Formen ermöglichen es, auf diese Weise mit einem vergleichsweise günstigen finanziellen Aufwand auf alle Veränderungen in der Sattellage des Pferdes zu reagieren. So kann der Pferdebesitzer oder Reiter stets für ein optimales Wohlbefinden seines Pferdes und freie Beweglichkeit und Lastverteilung beim Reiten sogen.